Berlstedter Schüler*Innen setzen eigene Ideen um

Mit der Vertragsunterzeichnung besiegelt die Regelschule eine Kooperation mit dem Stellwerk-Jugendtheater.

 

Raus aus der Stadt mit ihrem randvollen Kulturkalender, hinein in die „unterversorgten“ Dörfer: Das Weimarer Jugendtheater Stellwerk hat seit gestern und noch bis zum Ende des Schuljahres einen Kooperationsvertrag mit der Regelschule An der Via Regia Berlstedt. Es ist die erste Patenschaft in einem auf drei Jahre angelegten Projekt namens „Kulturvermittlung im ländlichen Raum“. Dafür bekam das Stellwerk insgesamt 300.000 Euro Fördermittel aus einem Programm des Bundes-Landwirtschaftsministeriums bewilligt. Stellwerk-Theaterpädagogin Sophie Weigelt ist Koordinatorin des Projektes – sie durfte dafür ihre Wochen-Arbeitszeit um zehn Stunden aufstocken.

Grünes Licht gibt es bereits seit 1. Juli: Da hatte die Schulkonferenz der Berlstedter Regelschule für die Patenschaft votiert – einstimmig. „Das ist uns wichtig, weil die Schule ja einiges an Ressourcen einbringen muss“, betonte Stellwerk-Theaterleiterin Kathrin Schremb, die gestern mit Schulleiterin Martina Weyrauch den Vertrag unterschrieb. Das passierte im Rahmen einer großen Auftaktveranstaltung im Saal des Berlstedter Kulturhauses, zu der sich alle beteiligten Schüler eingefunden hatten – 122 Mädchen und Jungen der 5. bis 9. Klassen.

Sophie Weigelt war seit Beginn des Schuljahres in jeder der sechs Klassen (die 7. ist in Berlstedt zweizügig) zu Gast und sammelte mit den Kindern und Jugendlichen Ideen. Daraus entstand pro Klasse eine Fragestellung, die sie bis zum Sommer mit dem Projekt verfolgt. „Sie sollten selbst Dinge vorschlagen, die sie interessieren“, so Weigelt. „Da kamen ein paar richtig gute Ideen raus, zum Beispiel, wie viel Wahrheit in diversen Legenden rund um Berlstedt steckt. Oder die Auseinandersetzung mit den Geschichten, die die Großeltern aus dem Weltkrieg zu erzählen haben.“ Für die Größeren geht es um den Zwiespalt zwischen der Heimat und den Möglichkeiten der großen Städte, zwischen Hierbleiben und Weggehen.

„Wichtig ist, dass die Schüler selbst Erfahrungen machen und nicht nur irgendwas rezipieren, das dann schnell wieder aus dem Kopf verschwindet“, so Kathrin Schremb. Es wird zwei Projektwochen geben: In der ersten ab 12. November bekommen die Schüler ihr „Handwerkszeug“, also Herangehensweise und Technik, vermittelt. In der zweiten direkt vor den Sommerferien werden die Ergebnisse aufbereitet und präsentiert. Es geht dabei nicht nur um darstellende Kunst, sondern auch andere Sparten wie Fotografie, Tanz, Musik oder Holzbearbeitung. Im Januar erleben zudem alle ein Klassenzimmer-Theaterstück namens „Wild“.

Parallel sucht das Stellwerk bereits nach der nächsten interessierten Partner-Schule im Landkreis. Anfragen sind jederzeit willkommen.

 

Thüringer Allgemeine - 02-10-2010

 

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